Die Wolke
ich habe die Wolke für greifbar gehalten
und den Tag für gewordene Zeit
nasses Gras war die Zärtlichkeit
des gemeinsamen Augenblicks
wir hatten eine Haut
und einen Mantel für unser Geheimnis
und ein Weg war begehbar
und mit dem Schatten haben wir Bilder gemalt
du und ich waren Worte in einem Satz
du warst identisch mit deinem Pullover
und meine rote Hose
sollte jene ersten Augenblicke wiederholbar machen
weite und hohe Flüge
unternahm ich jeden Tag
Flug ohne Start und Landung
jeden Morgen
habe ich mit dir eine Tasse Tee getrunken
und dir meine Gedanken
in der richtigen Reihenfolge mitteilen können
ich habe dir die ruhigen Wege gezeigt
und alles geteilt, was ich fand
jede Minute
gehörte der Zeit an, die uns wärmt
unsere Mitte war die gleiche
und die Ziele habe ich nur über Ziele hinaus erlebt
kein lautes Lachen hat und gestört
und Metamorphosen begaben sich wieder an ihren Anfang
du und ich habe ich gefiltert
und nichts gewusst von transparentem Glas

zum Seiltanz brauchte ich nur
die Atmosphäre mit dem Klang deiner Augen
und die Lieder hatten die Farbe deiner Gegenwart
hab ich was falsch gemacht?
die Wolke blieb
sie gab mir die Antworten in unserer Sprache
und kehrte jeden Widerspruch um
all diese Erfindungen gaben mir Gesetze
zur Berechnung des neuen Planeten
und jedes Mal fand ich ihn in unserem Haus
wir brauchten nicht die Fenster zu öffnen
denn die Bäume ließen a
uch hier ihre Blätter fallen
meine Zukunft wurde Geometrie
und der Horizont eine Linie
wir waren aufgereihte Punkte
und vergaßen jede Grenze
deine Bewegung war nur Griff
und deine Faust wurde weich auf meinem Körper
und ich konnte deine Schulter berühren
was habe ich falsch gemacht?
die Farbe deiner Augen
ist mir bis heute nicht bewusst
und du hast mir nie
deine Schmerzen anvertraut
falsch waren nicht die Dinge
die ich für wahr hielt
ich glaubte, auch meine Schreie würden dich erreichen
und es gäbe noch
die unberührten ersten Dinge
nun gibt mir auch die Wolke keine Antwort mehr
und der Himmel darüber
ist nur noch ein eingefallenes Dach
ich versuche nicht mehr
das Welken zu verhindern
und mein Schweigen wird sich gegen mich wenden
habe ich den Pfeil in den Bogen gespannt?
und die Worte gerinnen lassen?
ich werde nicht begreifen
wie das Ende sich anfühlt
aber die Wolke
ist transparent geworden
